|   | OBEROTTERBACH 
 
  
 
 
Oberotterbach begeht 1955 die 1150-Jahrfeier
 Der Name Otterbach taucht zum ersten Male in zwei Urkunden aus der Zeit von 870-875 auf. Es handelt sich an diesen 
Stellen sicherlich um Oberotterbach. Aber wir können nicht die Frage entscheiden, ob der lateinische Ausdruck ad 
Otarpach eine Siedlung zu Otterbach oder die Gegend am Otterbach meint. Es ist ein großes Waldgebiet, das von 
Otterbach über die heutige Straße nach Landshut hinweg bis Oberhatzkofen reichte. Dieses Gebiet besaß um 870 der 
Kanzler des Grafen Ratold von Ebersberg, namens Alawichus, der Priester war und dem Adel angehörte. Die Grafen 
von Ebersberg besaßen im Großen Laabertale ausgedehnte Besitzungen, die sich von Pfeffenhausen bis Sandsbach 
erstreckten. Der Name Ratold kehrt im 10. Jhd. in der gräflichen Familie wieder. Ein Graf Ratold von Ebersberg, 
vielleicht ein Enkel des Ratold von 870, war 950 Statthalter in Kärnten. Alawichus hatte seine Ausbildung in der 
königlichen Kanzlei zu Regensburg erhalten. Er trat in Beziehung zu König Ludwig dem Deutschen, der seit 837 sein 
Hoflager in Regensburg hatte. Ludwig war es auch, der Alawichus das Gebiet überließ. Der gräfliche Kanzler hatte 
auch in Hatzkofen Besitzungen. Alawichus überließ im Tauschwege das weite Gebiet Bischof Ambricho von Regensburg 
und erhielt dafür die Kirche in Holzhausen mit Grund und Boden, der zu ihr gehörte. Der Ort bei Pfeffenhausen 
besitzt heute keine Kirche, vielleicht war sie ursprünglich vorhanden, ist aber dann später verfallen.
 Es erhebt sich nun die Frage, was der Bischof mit dem Gebiet angefangen hat. Es wurde von einer alten Straße 
durchschnitten, die ihren Ausgangspunkt in Regensburg hatte und nach Mauern bei Moosburg lief, wo sie in eine 
Straße von und nach Augsburg einmündete. Die Straße lässt sich heute noch an verschiedenen Stellen nachweisen. 
An der Straße hatte ein Rumolt einen Hof gebaut, das heutige Ramelsdorf. Es drängt sich die Vermutung auf, dass 
der Bischof damals die Pfarrei Oberhatzkofen organisierte, der er das ganze Waldgebiet zuwies. Es ist doch 
auffallend, dass die Einöden Seidersbuch und Wiedenberg erst im letzten Jahrhundert in die Rottenburger Pfarrei 
eingemeindet wurden. Die Namen der beiden Einöden belegen den waldigen Charakter der Gegend. Sie musste erst der 
Siedlung erschlossen werden. Der Wald wurde durch Feuer geschwendet; daher der Name der Einöde Brandhof, die 
immer zur Pfarrei Oberhatzkofen gehörte.
 Es drängt sich eine zweite Frage auf, nämlich: Wie kam König Ludwig der Deutsche in den Besitz des ausgedehnten 
Waldgebietes? Er war doch kein Bayer, sondern fränkischen Geblütes. Die Antwort ist ganz einfach. Große Waldungen 
verblieben in den Händen der Agilolfinger Tassilo. Karl der Große, der fränkische König, stürzte ihn in diesem 
Jahre und verwies ihn in ein Kloster. Er nahm für sich, was bisher in herzoglichem Besitz war. So kam unser 
Waldgebiet in Karls Hände. Von ihm erbte es sein Enkel Ludwig der Deutsche, der es an Alawichus abtrat. Trifft 
diese Annahme zu, so ergeben sich wieder zwei neue Fragen. Die eine von ihnen lautet: Warum gehörte Otterbach, 
die Kirche und die Siedlung, nie zur Pfarrei Oberhatzkofen? Das Waldgebiet reicht heute noch im sogenannten 
Frauenwalde an die Grenze des Marktes. Die zweite Frage lautet: Wie kommt es, dass in der Galgenlohe Felder liegen 
oder lagen, die vom Pfarrhof in Rottenburg aus bewirtschaftet wurden? Kirchlicher Besitz erhält sich vielfach ohne 
Veränderung. Wir kommen nun der Sache um ein beträchtliches Stück näher. Otterbach gehörte immer zur Pfarrei 
Rottenburg, die am Anfang ihren Mittelpunkt im Dorfe Münster hatte.
 Der Name des früheren Pfarrsitzes, Münster, 1080, Munstiure, besagt, dass hier in der Frühzeit ein Kloster 
bestand. Es geht auf die Zeit zurück, wo irische Mönche, die sich im Lande der Franken niedergelassen, bei den 
Bayern erschienen, um sie für den wahren Glauben zu gewinnen. Die Mönche wohnten nicht gemeinsam, sondern einzeln 
oder zu zweien oder dreien in Zellen oder Klausen. Sie hatten aber als Mittelpunkt eine Kirche, bei der sie am 
Samstag und Sonntag den Gottesdienst gemeinsam feierten. Diese Kirche war gewöhnlich dem Apostelfürsten Petrus 
geweiht. Wegen dieses Patroziniums erweist sich heute noch die Kirche in Münster als Wohnung des Abtes, des 
Hauptes der Mönchsgenossenschaft. Bei ihm weilte nur der Nachwuchs, den er persönlich ausbildete. Die irischen 
Mönche wählten für ihre Niederlassungen gerne Plätze, wo Straßen vorbeiführten. Auch Münster liegt an einer 
alten Straße, deren Verlauf bereits geschildert wurde. Die Mönche hatten so Gelegenheit, die Gastfreundschaft 
auszuüben. Sie wollten in Verbindung mit der Bevölkerung kommen und ihr das Christentum nahebringen. Eine Klause, 
in der irische Mönche wohnten, nehme ich in Otterbach an. Der Platz war gut gewählt. Die Niederlassung lag erhöht 
am Rande eines Waldes, während im Tale der Otterbach das nötige Wasser lieferte. Neben der Klause erhob sich eine 
Kapelle, in der die Mönche während der Woche ihren Gottesdienst verrichteten. Am Samstag wanderten sie nach 
Münster zur Kirche ihres Abtes.
 
 Unsere Vorfahren, der Stamm der Baiern, kam aus dem Osten, wo sie auf dem nördlichen und südlichen Ufer der Donau 
zwischen Wien und Budapest am Ende des 5. Jhd. wohnten. In dieser Gegend lernten sie die Irrlehre des Arius 
kennen. Sie war hauptsächlich auf dem Balkan vertreten. Die einheimische Bevölkerung suchte die Lehre gerade bei 
den anwohnenden Germanen zu verbreiten. So kam es, dass die Goten und Langobarden die Lehre des Arius, den 
Arianismus, annahmen und Jahrhunderte lang bewahrten. Auch die Baiern wurden gewonnen. Sie brachten den arianischen 
Glauben mit in ihre neue Heimat an der Donau und an der Isar. Arius lehrte, dass Christus nicht gleichen Wesens 
mit dem Vater, sondern ihm nur ähnlich sei. Das Konzil von Nizäa hatte die Lehre als Irrlehre verworfen, aber sie 
behauptete sich noch lange in den Ländern an der Donau. Der Schluss ist naheliegend, dass die irischen Mönche 
allen Fleiß daran setzten, unseren Vorfahren eine richtige Auffassung von dem Geheimnis der Heiligsten 
Dreifaltigkeit beizubringen. Es ist richtig, dass das Dreifaltigkeitsfest erst am Ende des 5. Jhd. allgemein 
eingeführt wurde. Es war die Zeit, in der in Spanien, in dem die arianischen Westgoten eine Heimat gefunden, 
neue trinitarische Streitigkeiten ausbrachen. Aber was hindert uns anzunehmen, dass das Geheimnis von der 
Heiligsten Dreifaltigkeit schon früher verehrt und gepredigt wurde? Es ist ferner auch richtig, dass in späteren 
Jahrhunderten, in der Zeit der furchtbaren Seuchen des 14. Jhd. oder im 17. Jhd. nach dem schrecklichen 
Dreißigjährigen Krieg mit seinen großen Verwüstungen und Krankheiten ein Anschwellen der Verehrung der heiligsten 
Trinität festzustellen ist. In diesen späteren Jahrhunderten entstanden vielfach Wallfahrtsorte und Bruderschaften 
zu Ehren der Heiligsten Dreieinigkeit. Eine solche Bruderschaft wurde an der Kirche im nahen Oberhatzkofen 
errichtet. Wenn aber heute noch in Otterbach das Dreifaltigkeitsfest gefeiert wird, so sehe ich darin ein altes 
Erbstück aus der frühesten Zeit.
 Wir müssen daher annehmen, dass in Otterbach bereits eine Kapelle bestand, als 870 Bischof Ambricho von Alawichus 
das Waldgebiet eintauschte. In ihr wurde schon damals das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit in besonderer 
Weise verehrt. Auf diese Weise verblieb die Kapelle bei Münster, kam also nicht an Hatzkofen obwohl die 
Nachbarspfarrei bei Seidersbuch nahe an Otterbach heranreichte. Auch die zweite Frage findet so ihre Erklärung. 
Der Kirche wurden zu ihrem Unterhalt ursprünglich die Felder in der Galgenlohe überlassen. Später fielen sie an 
die Kaplanei auf der Burg zu Rottenburg. Als gegen 1500 der Pfarrer in Gisseltshausen die Kaplanei übernahm und 
auch in den Markt übersiedelte, wurden sie nun dem Pfarrvitum überlassen.
 
 
  Sankt Leonhard
 
 
Als der Nachwuchs aus dem Westen ausblieb, starben die irischen Mönche nach einem Jahrhundert in ihren 
Niederlassungen aus. Ihre Siedlungen fielen an den Herzog oder an den zuständigen Bischof. In Regensburg wirkte 
am Anfang des 8.Jhd. der Heilige Erhard, dessen Namen uns das Salzburger Verbrüderungsbuch überliefert. Sein Grab 
fand er in der Stadt Regensburg, wo es im Osten von der Niedermünsterkirche lag. (Erhardigruft, Erhardibrunnen). Von 
ihm hatte auch das frühere Erhardihaus seinen Namen. Es wurde durch Bomben zerstört, erstand als Kolpingheim neu 
aus den Ruinen. Erhard wurde erst 1051 offiziell durch Papst Leo IX., der seine Reliquien erhob, in die Zahl der 
Heiligen aufgenommen. Wir dürfen auch im vorliegenden Falle vermuten, dass seine Verehrung viel weiter zurückgreift. 
So wird die Feier seines Todestages in Oberotterbach ein altes Erbstück sein. Der Heilige Bischof bereiste von 
Regensburg aus das flache Land. Vielleicht weilte er auch im damaligen Kirchlein zu Oberotterbach, nahm dort 
kirchliche Handlungen vor und erwies ihm seine Gunst.Mit dem Namen der Persönlichkeit des Bischofs Erhard bewegen wir uns in einer Zeit, die 1200 bis 1250 Jahre 
zurückliegt. Patron der Kirche in Otterbach ist heute der heilige Leonhard. Seine Verehrung kam in unseren Landen 
erst viel später auf, nämlich im 12. Jhd. Damals bauten französische Ritter in Regensburg eine Kirche zu Ehren 
des Heiligen Leonhard. In diese Zeit fällt auch der Bau einer Kirche in Oberotterbach. Von diesem Bau haben sich 
nur die Untergeschosse des Turms erhalten. Nach 1200 stiftete Graf Konrad I. von Rottenburg-Moosburg, der ein 
besonderer Verehrer des heiligen Leonhard war, an der Kirche in Otterbach ein Benefizium und wies ihm die Einkünfte 
aus einer Reihe von Höfen der Umgebung zu, Breiten, Reckerszell usw. Die Dotierung bestand noch 1600, das 
Benefizium war aber nicht mehr besetzt. Großen Aufschwung nahm die Verehrung, des Heiligen Leonhard im 15. Jhd. Er 
wurde allmählich zum Patron für die Hausgenossen des Menschen, für das Vieh, besonders das Pferd. Der Heilige 
Leonhard war in der Hallertau hoch angesehen, wo der Schimmel in Sage und Geschichte eine große Rolle spielt. In 
die Zeit des 15. Jhd. fällt wieder ein Neubau der Kirche in Otterbach. Diesem Bau gehören die Obergeschoße des 
Turmes an. Einem dritten Höhepunkt der Verehrung des heiligen Leonhard stellen wir im 18. Jhd. fest. In dieser 
Zeit wurde die heutige Kirche gebaut. Pfarrer in Rottenburg war damals Franz Xaver Hörl, ein gelehrter Mann, 
Doktor der Theologie und beider Rechte, später Kanonikus bei St. Martin in Landshut. Die Pläne für den Neubau 
fertigte der Landshuter Hofmaurermeister Johann Georg Hirschstötter. Die Maurerarbeiten führte Meister Josef 
Dielinger von Rottenburg aus. Die Kirche stellte künstlerisch eine beachtliche Leistung dar. Die Zimmererarbeiten 
hatte Parlier Anton Gaisreiter von Niedereulenbach übernommen. 1755, also vor 200 Jahren, war der Bau fertig. In 
diesem Jahr wurde ihr Inneres eingerüstet und der Maler Ignaz Kaufmann aus Landshut bestieg die Bretter, um an der 
Decke des Presbyteriums und des Langhauses seine großartigen Bilder von der Taufe und der Aufnahme des heiligen 
Leonhard in den Himmel zu entwerfen. In einem Chronogramm hält er das Jahr 1755 fest. Das Bild auf dem Hochaltar 
malte Peter Horemans in München. Es wäre noch eine Reihe von Handwerkern zu nennen., die sich an der 
Ausschmückung der Kirche beteiligten, der Bildhauer Johann Paul Wagner von Vilsbiburg, der Maler Johann Anton 
Schweinhuber in Rottenburg, der Faßmaler Georg Andre Zellner von Furth, der Schreiner Amantius Fehlweck in 
Rottenburg.
 
 Seine Kommunionbank ist eine bedeutende Leistung. Die Wallfahrt hielt bis 1830 an. In diesem Jahr wurde eine 
große Feier veranstaltet. Vorausgegangen war eine schwere Seuche, die das Vieh in den Ställen dezimierte. Sie 
hörte auf, als sich die Bauern zum heiligen Leonhard in Oberotterbach verlobten. Am Jakobustag des Jahres 1830 
wallten viele Züge von Bauern aus den umliegenden Pfarreien zur Kirche. Sie brachten ihrem Patron ein Wachsopfer, 
das die Gestalt eines Kalbes hatte. Der Landrichter in Rottenburg spottete über den modernen Tanz um das wächserne 
Kalb und verurteilte die Geistlichen zu einer Geldstrafe wegen Vergehens gegen die staatliche Feiertagsordnung. 
Nach dem Feste wurde es um Otterbach stiller. In meiner Jugend kam, soviel ich mich erinnere, nur noch eine 
Gemeinde: ich meine, es was Niedereulenbach. In der Nähe dieses Dorfes liegt Waselsdorf, dessen Bauern einst 
zum Unterhalt des Kaplans von Oberotterbach einen Beitrag leisten mussten. Aber immer noch wurden und werden die 
drei Feste, Dreifaltigkeit, St. Erhard und St. Leonhard in Otterbach begangen. Sie waren das Leitmotiv für unsere 
Arbeit, harte Rodungsarbeit, die in unbekanntes, unerforschtes Neuland vorstieß.
 
 
  Die Wallfahrtskirche St. Leonhard ist eine wahre Fundgrube für passionierte Heimatkundler. Schon im 12. 
Jahrhundert bestand in Oberotterbach eine Kaplanei, und die Leonhardifahrten dorthin waren damals weitum 
bekannt.
 
 
Der Festzug zu der 750 Jahrfeier
 
  
 
  
 
  
 
  Anzeige aus dem Jahre 1931
 
  Anzeige aus dem Jahre 1953
 
  Anzeige aus dem Jahre 1885
 
  Anzeige aus dem Jahre 1911
 
 
 
 
Die Kuhprozession in Oberotterbach am Jakobstage, 25. Juli 1829.
 
  
 
 
Du wirst vielleicht, lieber Leser, Deinen Kopf schütteln, wenn Du diesen Titel liest. Es geht Dir, 
wie es mir gegangen hat, als ich auf diesen Titel zum erstenmal im Repertorium des Landshuter 
Staatsarchivs stieß. Meine Spannung hatte den Höhepunkt erreicht, als mir das betreffende Aktenbündel 
in die Hand gelegt wurde. Daher will auch ich, lieber Leser, Deine Geduld nicht länger auf die Probe 
stellen, sondern auf Grund des amtlichen Materials erzählen, was es mit dieser Kuhprozession in 
Oberotterbach am 25. Juli 1829 für eine Bewandtnis habe.Die Sache beginnt mit einer großen Viehseuche, die im Jahre 1829 die Ställe der Bauern des 
Rottenburger, Hohenthanner und Schmatzhauser Bezirkes heimsuchte und ausräumte. Als die Seuche 
erloschen war, verlobten sich die Bauern nach Otterbach. Sie brachten 45 fl. zusammen, womit sie eine 
große Kuh aus rotem Wachs beim Lebzelter bestellten. Nach den damaligen Preisen war sie einen ganzen 
oder wenigstens einen halben Zentner schwer. Das war das Geschenk, das die Bauern ihrem Patron, dem 
hl. Leonhard, in feierlicher Prozession überreichen wollten. In Rottenburg wurde am Skapulierfeste 
vom Pfarrer auf der Kanzel der Bittgang und die Gottesdienste verkündet. Es war der 25. Juli, das 
Fest des hl. Apostels Jakobus, also ein abgeschaffter Feiertag, in Aussicht genommen worden. Als der 
Morgen des Festtages anbrach, strömten die Bauern in hellen Scharen zum Heiligtume des hl. Leonhard 
in Oberotterbach. Von Rottenburg aus führte sie Kooperator Hanneseder prozessionsweise zur 
Gnadenstätte, während der Kooperator von Hohenthann die Wallfahrer aus dieser Gegend begleitete. Er 
hielt nachher auch ein Amt. Den Mittelpunkt der großartigen Prozession bildete die rote Kuh, die von 
vier Jungfrauen auf einem Gestelle getragen wurde. Nebenher gingen weißgekleidete Mädchen, die 
brennende Kerzen in Händen trugen. Helle Freude erfüllte die Teilnehmer. Pfarrer Zech hielt das 
Hochamt. Die Bauern spendeten viel Geld in die Opferteller.
 Soweit war die Sache zu aller Zufriedenheit verlaufen. Sie hatte aber ein übles Nachspiel. Die Bauern 
hatten zwar das Landgericht Pfaffenberg, zu dem damals der Rottenburger Bezirk gehörte, um Erlaubnis 
gebeten der den Landrichter vertretende Assessor Forster hatte nicht ja und nicht nein gesagt. Er 
machte die Bittsteller nur auf die Folgen aufmerksam, die die Sache nach sich ziehen könnte, wenn sie 
angezeigt würde. Die Bauern schlossen aus diesen Worten, dass die hohe Obrigkeit ihre Augen zudrücke, 
wenn sie den Bittgang abhalten würden. Das Unheil schreitet schnell. Ein eifriger Gerichtsdiener 
hatte nichts Eiligeres zu tun, als bei seiner vorgesetzten Behörde Anzeige zu erstatten. Er hatte 
auch einen Augenzeugen gefunden, der ihm zu Diensten war. Seine Gnaden, der Landrichter von 
Pfaffenberg, brach in hellen Zorn aus, als er die Anzeige erhielt. Er konstruierte zwei schwere 
Staatsvergehen. Das eine bestand darin, dass an einem abgeschafften Festtage ein feierlicher 
Gottesdienst stattgefunden hatte, das andere erblickte Se. Gnaden darin, dass ohne Erlaubnis des K. 
Landgerichtes ein Bittgang abgehalten worden war. Erschwerend empfand er es, dass die Geistlichkeit, 
darunter zwei Pfarrer, wovon einer sogar Dechant, sich daran beteiligt. Sie hätten doch die Pflicht, 
ihren Schäflein das Beispiel treuer Befolgung der Staatsgesetze zu geben. Besonderen Zorn hatte der 
Landrichter auf den Pfarrer von Rottenburg, dem er Habsucht und Unbildung vorwarf. Seine Entrüstung 
erreicht in den Worten seines Berichtes an die Regierung des Regenkreises ihren Höhepunkt: „Wie soll 
das Allerheiligste durch goldene Kälber verdrängt oder durch blutige Tieropfer beleidigt werden?“ Die 
Auslagen für das Wachs hätte „nach dem Willen des göttlichen Stifters der heiligen Religion zum Beten 
der Schulen und Armen“ verwendet werden sollen. Die Regierung ordnete eine Vernehmung der 
Gemeindevorsteher und Pfarrer an. Als sie abgeschlossen war und die Regierung die Akten in Händen 
hatte, kam von dort eine scharfe Aufforderung an den Assessor Forster, dass er sich wegen seiner 
Antwort an die erlaubnisheischenden Bauern binnen 72 Stunden verantworte. Auch der Kooperator von 
Rottenburg musste binnen 48 Stunden eine Erklärung abgeben, ob er im Auftrag seines Vorgesetzten die 
Prozession geführt habe. Eine gleiche Frist wurde Pfarrer Zech gestellt, der sich erklären musste, ob 
er die Gottesdienste auf der Kanzel verkündet habe. Nachdem die Antworten in Regensburg, dem Sitze 
der Regierung des Regenkreises, eingelaufen waren, fällte diese das Urteil. Bei Assessor Forster und 
den Gemeindevorstehern wurde von einer  Geldstrafe abgesehen; sie bekamen aber eine ernstliche Rüge. 
Dechant Gebhard von Hohenthann wurde zu 15 fl. und Pfarrer Zech von Rottenburg sogar zu 25 fl. 
verurteilt. Das Ordinariat bestätigte die Sentenz der Regierung. In besonders scharfen Worten war der 
Verweis an Pfarrer Zech gehalten. Er hatte bei der Vernehmung versucht, sich durch verschiedene 
Winkelzüge aus der Schlinge zu ziehen. Das Ordinariat erteilte ihm ferner den Auftrag, die Kuh aus 
der Kirche zu entfernen. Aber auch die Kooperatoren erhielten eine ernstliche Verwarnung; sie hätten 
wissen sollen, dass man staatlichen und kirchlichen Gesetzen mehr gehorchen müsse als einem Auftrag 
des unmittelbaren Vorgesetzten. Dechant Gebhard und Pfarrer Zech zahlten die Buße. Die Quittungen 
liegen bei den Akten. Das Geld wurde, dem sozialen Empfinden des Landrichters entsprechend, zur 
Anschaffung von Büchern und Schuhen an arme Schulkinder verwendet, der Rest an Bedürftige 
verteilt.
 Das ist die Geschichte von der roten Kuh in Oberotterbach, so sich am Jakobustag, dem 25. Juli 1829 
ereignet hat. Sie ist wert, dem Staube der Archive entrissen zu werden. Denn es fallen durch sie 
grelle Lichter auf die Lage der Kirche in Bayern vor hundert Jahren. Gewiss wäre es nach unserem 
Empfinden geziemender gewesen, wenn statt der Kuh eine große Kerze geopfert worden wäre. Wer kann 
aber die Kirche hindern, wenn sie Gottesdienste und Bittgänge anordnet? Der Staat tat es damals auch 
nur aus der Besorgnis heraus, dass durch das viele Beten seine Untertanen vom Erwerb und Verdienst 
abgehalten, der Volksreichtum und die Steuerkraft dadurch gemindert würde.
 P.W.F
 
 
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